Ich möchte das neue Album von Wirtz einem kleinen Review unterziehen. Ich habe die ersten Songs von ihm gehört, seine Alben gekauft, seine Konzerte besucht (ich hatte sogar einen Platz für das höchste Rock Konzert Deutschlands mit ihm, musste aber leider leider LEIDER arbeiten) – ja, ich glaube ich kann mir ein Urteil erlauben. Ich bin kein Musiker, ich bin kein Experte, erwartet daher einfach eine rein subjektive Bewertung, dann können wir uns nicht falsch verstehen 🙂
TL;DR
– Das Album hat bei mir gemischte Gefühle hinterlassen
– Stimmliches potential von Wirtz wird unterdrückt
– textlich oft hinter den Vorgängern
– mehr Pop, weniger Rock/Grundge
– Aber! Gebt dem Album Zeit!
– Musikalisch einwandfrei
Fazit: Gewohnt gute Qualität die aber weniger Tiefgang bietet.
Daniel Wirtz. Wer Ende der 90er Charts gehört hat, wird ihn kennen, denn mit Sub7even – Weatherman hat er DEN einen One-Hit-Wonder-Titel gelandet. Danach kam nichts großes meht. Mag man seinen letzten Alben glauben, war es wohl keine leichte Zeit. Stephan Weidner (Böhse Onkelz) hat ihn unter seine Fittiche genommen. Danach wurde er Jahrelang als Geheimtipp gehandelt, den ganz großen Durchbruch hatte er (unverständlicherweise!) nicht. Bis ihn dann plötzlich Xavier Naidoo zu Sing meinen Song (2015) geholt hat und dem Ausnahmekünstler eine Bühne in der Mainstream-Masse schenkte. Zurecht, wie ich finde.
Ich habe letztes Jahr das Unplugged Album gehört – Nein, ich habe es zelebriert! Bevor ich das Album startete, gab es ein Glas (naja, eine Flasche) Wein, ich habe Kerzen angezündet, gepuzzelt, das Album 2 Mal durchgehört und dabei Rotz und Wasser geheult. Die tiefgründigen Texte der letzten Jahre, die sanfte musikalische Untermalung, diese unverfälschte Stimme – Wirtz Unplugged war das absolut Beste, was ich 2014 (auch Live in der Kulturbrauerei) gehört habe. Das trifft (bisher) auch auf 2015 zu.
Daniel Wirtz hat die Unplugged-Tour beendet und dabei schon angekündigt, dass nach den ruhigen Tönen mal wieder richtig gerockt wird! Yeah! Endlich mal wieder Geschwindigkeit! Ob nun 11 Zeugen, Akustik Voodoo, Kamikaze, Kugel Kopf & Eins Im Sinn oder das schnelle Du verschwendest meine Zeit (perfekt für diesen einen Menschen…), das rohe Meisterstück Ne Weile her, das arrogante Wo ich steh – Daniel Wirtz hat es verstanden selbst bei schnellen Stücken ganz in Ruhe eine Geschichte zu erzählen, die man als Hörer gut nachvollziehen kann. Das neue Album Auf die Plätze fertig los schafft diesen schmalen Grat nur bedingt. Muss es aber auch nicht!
Die Lieder im Review
Auf die Plätze fertig los Die Gitarren stimmen einen schnellen Takt an, dann setzt der Wirtz ein und beginnt uns auf einmal langsam und selbstsicher zu erklären, was hier gleich passiert. Wow! Dann wieder schnell, dann wird der Fan angesprochen, dann die Hook
Leute seid ich wach? // Auf die Plätze fertig los
Ich bin wieder da // es geht wieder los“
ein Auf und Ab, mal schnell, mal langsam, passend als Starter für eine Tour. Insgesamt textlich ungewohnt einfach gehalten.
3 / 5 (+1 für Livebonus)
Das Mantra beginnt sofort mit einem Text, der mir das Blut gefrieren lässt.
Ich glaub nicht an ein Schicksal das // heimlich die Fäden zieht
Die Federn wurden geführt von Menschenhand // In den Geschichten die das Leben schrieb
Yeahiyeahiyeah
Yeahiyeahiyeah
Stille…. Dann wieder zwei Textbausteine
Yeahiyeahiyeah
Yeahiyeahiyeah
Hook bei 1:27Min
Endet bei 2:04Min
Was anfängt wie eine Bombe, hinterlässt einen faden Beigeschmack gewollt epochaler Präsentation mit augenscheinlichen Textlücken dank „Yeahiyeahiyeah“-Einlage. Auch hier sehe ich massiges Potential für die Tour, als einzelner Track aber irgendwie lahm. Aber – Nach dem 5 Mal hören feier ich den Song mittlerweile auch.
3,5 / 5 (+1 Livebonus)
Regentropfen startet ebenfalls direkt mit Wirtzigem Text und dann…
Wir steigen auf // alles leuchtet in rot
wir leben jetzt // und ohne Autopilot
Der Himmel brennt // und alle Götter sind tot
WAS EIN BRETT. Hier passt fast alles. Text, Hook, Feierpotential, typische Wirtz Einlagen. Auf solche Titel habe ich gewartet. BAM! Schade, dass am Anfang die Stimme vom Wirtz durch einen „Shouter“-Filter geschmissen wird. Das bremst irgendwie.
Ach und eine Frage: Was für ein Tropfen bist du, wenn du vom Himmel fällst? 😉
5 / 5
Du fährst im Dunkeln ohne Licht erzählt wohl die Geschichte über eine Person die sich selbst zerstört. In der Mitte wird es epochaler (hier wieder mit diesem Shouter-Filter), zum Ende wird einfach die Hook wiederholt. Hier war massig potential für einen starken Titel, der dann irgendwie an Fahrt und Bedeutung verliert. Hier hätten ein paar Texte mehr definitiv nicht geschadet.
3 / 5
Kein Album kommt ohne Beziehungsdramen aus. Aus versehen deckt dieses Thema und und ACH so habe ich mir das vorgestellt. Wenn die kräftige Hook startet (achtet auf das absolut großartig psychedelische im Hintergrund) gehts ab auf 100%
Außer wenn ich aus versehen an dich denke // dann kommt’s mir direkt wieder hoch
wenn ich aus versehen an dich denke // seh‘ ich nicht klar, dann seh‘ ich rot
Auch hier für meinen Geschmack alles richtig gemacht. Nach der ersten Hälfte nimmt der Song keineswegs ab und endet damit absolut rund.
5 / 5
Der Song Wir startet ruhig und lässt sich Zeit. Bei der Hook wird es epochal, dann wieder still. Dennoch, selbst beim 10. hören des Textes raffe ich den Text nicht. Ab der Hälfte geht es dann wieder in das unbeliebte „wir wiederholen die Hook bis das Lied endet“-Modus. Ach Mensch, warum?! Lieber Daniel, kannst du mir erklären was das soll und was du mit diesem Lied aussagen möchtest? Insgesamt nett aber kein Glanzstück.
3 / 5
Viel Glück startet vielversprechend mit Daniels klarer Stimme, Wirtzigem Text und einer ruhigen musikalischen Untermalung. Bei der Hook wird es überraschend epochal mit einem feinen Gitarrenübergang. Wow! Nach der Hälfte wird die musikalische Untermalung schneller, Daniel kommt wieder mit diesem „Shouter“-Filter, dann die Hook, dann vorbei. Worum ging’s? Um jemanden der Geht? Um’s Glück haben? Vielleicht um ein Kind?! Egal, das war absolut geil!
5 / 5
Das neue Album startet kräftig, insgesamt aber doch ungewohnt leicht für einen Wirtz Titel
Dann gibt es da Freitag Abend, ein Titel der ganz klar die Massen ansprechen soll. Wer kennt es nicht – Montag geht die Woche los, man kämpft sich durch die Tage, endlich Freitag, alle feiern durch – jaja. Sorry Daniel… aber das haben wir alles schon mal gehört. Der Song könnte überzeugen, wenn er direkter wäre, roher. Aber was kommt stattdessen?
Achtung ich komme // hier kommt die Sonne
Meh. Das passt irgendwie nicht zu dem was man erwartet hat. Was hier an Wörtern verballert wird, hätte besser in einen der vorangegangen Werke gesteckt werden sollen. Live dürfte dieser Titel aber ebenfalls rocken. Ich persönliche finde ihn zu weichgespült.
3 / 5 (+1 Livebonus)
Roh, schnell, klar. Ich weiß es nicht erzählt eine uns wohl allen bekannte Geschichte. Einer dieser Abende, an denen man einfach feiert und trinkt und mit einem unbekannten Typen, obwohl man ihn nicht kennt, eine grandiose Zeit hat und die Uhr vergisst. Naja…und was sonst noch an dem Abend passierte, wo man war und überhaupt. Gute Laune Track der zum Wirtz passt und locker Freitag Abend hätte ersetzen können.
4 / 5 (+1 Livebonus)
Wenn du willst erzählt von all den Dingen, die man bereit wäre für seine große Liebe zu tun. Gute Laune Text der Spaß macht und auch einige originelle Stellen hat. Solider Track, der nach der Hälfte sogar noch besser wird und zeigt, was in der Stimme vom Wirtz alles versteckt liegt. DAS ist dein Potential!
4 / 5
Sehnsucht ist SO ein starkes Gefühl … sowas darf nicht daneben gehen. Und das ist es hier auch nicht! Schön ist, dass Wirtz es schafft diesem meist traurigem Gefühl positive Empfindungen hervorzulocken. „Sehnsucht greift den Augenblick“ – und dieser Song macht die Sehnsucht greifbar. Einfach ein unheimliches tolles Stück, welches ich sehr gern mal unplugged hören möchte.
5 / 5
Lieber Daniel. Das nächste Mal wünsche ich mir mehr Geschichten, mehr rohe und textliche Freiheiten, weniger Hook-Wiederholungen bis zum Songende, mindestens genauso schöne Klänge, natürlich von deiner Band – vor allem aber auch von dir und deiner Stimme. Der letzte Song der Platte ist ein klassischer Rausschmeißer für die Tour, live sicherlich perfekt, auf dem Album auf SEHR FUCKING LAUT auch großartig. Vielleicht etwas zu dick aufgetragen, insgesamt aber ein schönes Ding. Ich freue mich auf das Nächste Mal /o/
4 / 5 (+1 Livebonus)
Das Album „Auf die Plätze fertig los“ von Daniel Wirtz erhält von mir 47,5 von 60 möglichen Punkten. Dank der 5 Livebonuspunkte landet das Gesamtwerk bei 52,5 von 60 Punkten und dürfte damit sowohl für die alten 11 Zeugen, als auch für neue Erdlinge ein Ohrenschmaus bieten. Daniel erfindet sich nicht ganz neu, probiert sich aber aus. Das kann man mögen, muss man aber nicht. In mehreren Interviews sagte er, dass sie dank der Unplugged-Tour musikalisch ganz bei Null anfangen konnten. Vielleicht hilft dieses „saubere, glattere“ Album ja dabei eine größere Masse anzusprechen. Dem Menschen Daniel Wirtz wünsche ich das vom Herzen!
Für neue Songs (irgendwann) wünsche ich mir mehr eine Mischung der ersten drei (+Unplugged) Alben. Mir gefällt sein alter Stil besser. Übrigens: Alle Alben befinden sich bei Amazon unter den Top60 MP3 Downloads. Glückwunsch Daniel!
Alternative Kritiken
Laut.de
Schlagerblume.de
Metalunderground.de
Ich bin so gar nicht angetan von dem Album. Es flasht mich so gar nicht. 2-3 ganz gute Lieder dabei,aber es „touched“ nicht. Ich hab ihn damals noch in Koblenz gesehen,in einem ganz kleinen Laden,mit seinem ersten Album,nach dem großen Absturz. Ich war so gefesselt, berührt von den Texten und wie er sie rüber bringt. Warum auch immer,haben die Medien es zerfetzt. Das unplugged Album war der burner, ich hab selten so geheult, weil er mich so berührt hat. Ich war schon skeptisch, als er bei dieser vox Show mitmachte und dann kam das Album… Eine riesige Enttäuschung. Schön, wenn es andere Anhänger findet,doch das ist nichts gegen die vorherigen Alben. Sehr schade wie ich finde